Wer beim Stadtbesuch in Flensburg gelegentlich die Uhrzeit von den Kirchturmuhren abliest, wird feststellen, dass die Ziffer Vier bei der Nikolaikirche am Südermarkt als IV, bei der Kirchturmuhr der Marienkirche am Nordermarkt und der Johanniskirche als IIII auf dem Zifferblatt steht.
Hat da jemand bei der Herstellung der Zifferblätter einen Fehler begangen? Keineswegs, auch wenn die Schreibweise IV für die Zahl Vier in alter Zeit, wie auch heute als selten anzusehen ist.
Die Römer verwendeten die additive Schreibweise für die 4=IIII, die 9=VIIII, statt der subtraktiven Form für die 4=IV, die 9=IX.
Es gab dafür aber keine starre Regel. Im Laufe des 17./18. Jahrhunderts setzte sich die subtraktive Schreibweise mehr und mehr durch. Anhand von alten Büchern kann man das auf den Buchseiten überprüfen (siehe „Die Entstehung der Ziffern“ von Victor Goldschmidt, Heidelberg 1939). Auch in vielen europäischen Städten sind auf Zifferblättern von Turm- und Kirchenuhren beide Schreibweisen zu sehen.
Aber auch bei Armbanduhren wurde auf Zifferblättern die unterschiedliche Schreibweise verwendet. Eine sehr klare Antwort findet man in dem englischen Buch „Breguet“ von D.L. Salomons, der 1921 auf Seite 22 schreibt:
Karl der V. von Frankreich bestellte bei Henri de Vieck eine Turmuhr. Der König verlangte die Schreibweise IIII für die Vier. Als de Vieck einwandte, dass dieses falsch und ein Fehler sei, entgegnete Karl der V. : „Ich bin König, ich mache nie einen Fehler.“
Kurt Tomaschewski
Foto: Hirsch und Tomaschewski