Im Rahmen der Wanderausstellung vom 10.01. - 23.02.2012 luden Dr. Broder Schwensen von der Gesellschaft für Stadtgeschichte und Prof. Gerhard Paul von der Universität Flensburg zu einer Busrundfahrt zu vier Täter- und Opferorten in Flensburg ein. Die 4 Stationen waren:
1. Das Gebäude der Polizeiinspektion
2. Die Marineschule
3. Tremmerup – Asmus-Jepsen-Weg
4. Friedenshügel
Die 3. Station über die ich heute berichte, ist der
Ehemalige Marineschiessplatz / heute Neubaugebiet Tremmerup
Wir verlassen das Marinegelände und fahren mit dem Bus weiter zum Neubaugebiet Tremmerup. An dem Straßenschild Asmus-Jepsen-Weg erzählen Herr Schwensen und Herr Paul die Umstände des Todes von Asmus Jepsen, Kommandant von Dönitz´ Befehlssonderzug.
Er deutete die Teilkapitulation fälschlicherweise als Ende seiner Dienstpflicht. Seinen Untergebenen händigte er ihre Papiere aus und begab sich zu seiner Familie in einem nahegelegenen Dorf bei Sörup. Um Missverständnissen vorzubeugen meldete er sich einen Tag später ordnungsgemäß beim Bürgeramt an. Er wurde am Morgen festgenommen und in einem Eilverfahren zum Tode verurteilt. Die Urteilsbegründung lautete:
Fahnenflucht und Dienstpflichtverletzung aus Furcht und wegen Plünderung.
In seiner Zelle schreibt Asmus Jepsen an seine Frau, die er nicht mehr wieder sehen wird. Herrn Schwensen hat die Kopie dieses Briefes und den Haftbefehl zur Ansicht herum gegeben. Durch den Brief kann ich die Gefühle und Ängste Jepsens so nachempfinden. Es hat etwas Beängstigendes.
Abends wird Asmus Jepsen auf dem Marineschiessplatz erschossen und sogleich verscharrt. Angehörige, die alles beobachtet haben, graben ihn später aus und überführen ihn nach Adelby auf den Friedhof. Der dortige Pastor lehnt dies aber vorerst ab, weil er keinen Deserteur beerdigen will. In Berichten zu den Juden in Flensburg im Nationalsozialismus habe ich gelesen, das es schon in den 20ern eine aktive Gruppe von Nationalsozialisten gab, darunter viele Pastoren. So muss ich feststellen, dass die Flensburger Pastoren, die ersten und letzten waren, die Hitler die Treue hielten, selbst nach dessen Tod.
Am Morgen desselben Tages wurden 3 Matrosen des Zerstörers Paul Jacoby zum Tode wegen Sabotage verurteilt. Nach der Teilkapitulation hatten sie den Kompass beschädigt, sodass die Paul Jacoby nicht mehr auslaufen konnte. Diese hatte den Befehl bekommen, gen Osten auszulaufen. Nach Bekanntgabe der „Waffenruhe“ im nahegelegenen Reichssender, wurden sie auf dem Marineschießplatz von einem 30-köpfigen Exekutionstrupp erschossen.
Auf diesem Friedhof haben nichtsahnende Flensburger später ihre Häuser gebaut. Dem Verein Personenkomitee „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“ ist es gelungen, dass zur Erinnerung an Asmus Jepsen diese Strasse nach ihm benannt wurde.